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Durch Glas, nicht durch Bildschirme

Einführung

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In einer Welt voller Sofortfilter und automatischer Perfektion bedeutete das Fotografieren einst etwas Langsameres – und vielleicht etwas Lebendigeres. Es ging darum, zu sehen, nicht nur festzuhalten. Für jene, die durch Glas-Sucher und mit Film gelernt haben, war Fotografie kein Prozess der Korrektur, sondern der Verbindung.

In diesem Essay reflektiere ich als erfahrener Fotograf darüber, wie die Technologie unsere Sicht auf die Welt verändert hat – und warum gerade die einfachsten, guten Kameras uns vielleicht noch immer am nächsten an wahre Kunst und bleibende Bilder heranführen.

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Die Verbindung, die wir verloren haben

 

Wenn ich eine DSLR an mein Auge hebe, schaue ich durch Glas. Ich sehe die echte Szene, nicht ihren digitalen Schatten. In dieser Schlichtheit liegt ein Herzschlag. Sie fordert, dass ich meinem Instinkt vertraue, mein Handwerk kenne und akzeptiere, was auch immer aus dem Druck auf den Auslöser entsteht.

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Spiegellose Kameras sind außergewöhnliche Werkzeuge – ich werde ihre Leistungsfähigkeit nie bestreiten –, doch sie fördern und erschaffen auch eine gewisse Distanz. Sie machen uns zu Bedienern statt zu Beobachtern, zu Technikern statt zu Künstlern.

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Wenn du die Welt nur durch einen elektronischen Sucher kennst, nimm einmal eine Kamera mit einem optischen Sucher in die Hand. Spüre ihr Gewicht, höre das Klicken und sieh, wie das Licht zu seinen eigenen Bedingungen lebendig wird. Vielleicht entdeckst du, dass die Verbindung, die dir gefehlt hat, keine Nostalgie ist. Sie ist das Wesen der Fotografie selbst.

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Durch Glas, nicht durch Bildschirme – dort sehen wir wirklich.

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Der Sucher und die Vision

 

Der optische Sucher einer DSLR zeigt die Welt, wie sie wirklich ist. Was man durch dieses Prisma sieht, ist das ungefilterte Licht selbst – unverarbeitet, unmittelbar. Wenn ich hindurchblicke, bin ich bei meinen Motiven. Ich bin Teil des Moments, nicht ein Beobachter, der ihn auf einem kleinen Bildschirm entstehen sieht.

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Meine Aufmerksamkeit ist dort, wo sie hingehört – bei den Menschen, der Emotion, dem Licht.

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Bei spiegellosen Kameras sehe ich einen Videofeed. So scharf und hell er auch sein mag, er bleibt doch eine Interpretation, eine Schicht zwischen mir und der Welt. Das Histogramm justiert sich, Belichtungsvorschauen verändern sich, Fokushilfen blinken auf – alles vielleicht nützlich, doch jedes Detail ist eine kleine Ablenkung vom Motiv. Je mehr die Kamera versucht zu helfen, desto weiter entfernt sie mich vom wirklichen Sehen.

Das Handwerk der Unvollkommenheit und der Realität

 

Fotografie soll ein Dialog zwischen Absicht und Ungewissheit sein. In den Zeiten des Films lehrte uns dieses Gleichgewicht Disziplin. Wir lernten, das Licht zu lesen, Gesichter vorauszuahnen und nachzudenken, bevor wir den Auslöser drückten. Fehler waren Teil der Ausbildung – sie formten unseren Blick.

 

Heute glättet die Automatisierung all diese Lektionen. Histogramme, Fokusnachführung, Dynamikumfangsoptimierung – all das macht es fast unmöglich, im einfachen Sinne zu scheitern. Und doch: Ohne das Risiko des Scheiterns – wie kann man wachsen?

 

Wenn jede Aufnahme später korrigiert werden kann, wo bleibt dann der Anreiz, sie jetzt wirklich zu verstehen?

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Ich sehe es oft in moderner Hochzeitsfotografie: Bilder, so stark bearbeitet, dass sie genauso gut von Software erstellt worden sein könnten. Farbe, Korn, Unvollkommenheit, die Verbindung zur Realität – alles herauspoliert, bis das Foto zu einer digitalen Collage wird. Es mag „perfekt“ aussehen, aber es fühlt sich leer und distanziert an.

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Ein echtes Foto atmet. Es geht nicht um technische Fehler – die müssen natürlich stimmen –, sondern um die Genauigkeit des echten Lebens, um emotionale Ehrlichkeit. Die kleinen Unregelmäßigkeiten, das Spiel von Licht und Schatten, die leichte Unvorhersehbarkeit – dort liegt das Leben, das, was wirklich da war, und was einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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Werkzeuge und Absicht

 

Automatisierung lehrt keine Kunst; sie lehrt nur Bequemlichkeit. Und Bequemlichkeit hat noch niemanden zu einem besseren Fotografen gemacht.

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Als ich lernte, arbeitete ich mit einer großformatigen Monorail-Kamera. Jedes einzelne Bild erforderte Sorgfalt. Jede Entscheidung – Blende, Fokus, Filmempfindlichkeit, Aufnahmewinkel – hatte Gewicht. Dieser Prozess schuf Instinkte, die kein Kameramenü der Welt ersetzen kann.

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Spiegellose Kameras machen es Anfängern leichter, ordentliche Bilder zu produzieren – und das ist völlig in Ordnung. Doch für diejenigen von uns, die nach etwas Tieferem suchen, die das Foto fühlen wollen, bevor sie es aufnehmen, ist die Schlichtheit eines mechanischen Werkzeugs unersetzlich.

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Das Bild, das zählt.

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Gib mir zweihundert korrekt belichtete, scharfe, farblich ausgewogene Aufnahmen, und ich werde höflich nicken. Gib mir zehn, die mich innehalten lassen – bei denen Komposition, Licht und menschlicher Ausdruck aufeinandertreffen – und ich werde mich jahrelang an sie erinnern.

 

Das sind keine Zufälle. Sie entstehen nicht durch intelligente Sensoren oder KI-Korrektur. Sie kommen aus der Präsenz des Fotografen – aus dem Dabeisein, nicht aus dem Verstecken hinter der Technologie.

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Die Verbindung, die wir verloren haben

 

Wenn ich eine DSLR an mein Auge hebe, schaue ich durch Glas. Ich sehe die echte Szene, nicht ihren digitalen Schatten. In dieser Schlichtheit liegt ein Herzschlag. Sie fordert, dass ich meinem Instinkt vertraue, mein Handwerk kenne und akzeptiere, was auch immer aus dem Druck auf den Auslöser entsteht.

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Spiegellose Kameras sind außergewöhnliche Werkzeuge – ich werde ihre Leistungsfähigkeit nie bestreiten –, doch sie fördern und erschaffen auch eine gewisse Distanz. Sie machen uns zu Bedienern statt zu Beobachtern, zu Technikern statt zu Künstlern.

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Wenn du die Welt nur durch einen elektronischen Sucher kennst, nimm einmal eine Kamera mit einem optischen Sucher in die Hand. Spüre ihr Gewicht, höre das Klicken und sieh, wie das Licht zu seinen eigenen Bedingungen lebendig wird. Vielleicht entdeckst du, dass die Verbindung, die dir gefehlt hat, keine Nostalgie ist. Sie ist das Wesen der Fotografie selbst.

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Durch Glas, nicht durch Bildschirme – dort sehen wir wirklich.

Just Forgotten

Über den Autor

 

Andy fotografiert seit vielen Jahren Hochzeiten und Menschen – von den Tagen des Films bis in die heutige digitale Welt. Er bevorzugt noch immer Kameras mit optischem Sucher und ist überzeugt, dass gute Fotografien aus dem Sehen und Verstehen von Licht und Motiv entstehen – nicht daraus, sie später mit Software zu korrigieren.

Andrew James

Nature Scapes

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Andrew & Christopher James NatureStudioScapes
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